Mikaelle Assani reckte nach dem sechsten Versuch des ISTAF INDOOR im PSD BANK DOME in Düsseldorf die Arme in die Höhe, winkte ins Publikum und strahlte unter dem einsetzenden Feuerwerk. Denn mit 6,64 Metern feierte die Weitspringerin vom SC Heel Baden-Baden mit gerade einmal 21 Jahren den ersten Sieg auf einer der weltweit größten Leichtathletik-Bühnen. „Am Anfang hatte ich richtig Bammel, aber am Ende hatte ich Mut“, jubelte der Youngster über den Triumph vor 6.350 Zuschauern in Düsseldorf.
Auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller war begeistert: „Für viele Athletinnen und Athleten ist das ISTAF INDOOR der Startschuss in ihre Wettkampfsaison – und 2024 ist mit Blick auf die Olympischen Spiele in Paris für viele natürlich ein besonderes Jahr. Die gezeigten Leistungen waren wieder einmal beeindruckend, genau wie das Setup dieser Veranstaltung. Dass wir das ISTAF INDOOR nun bereits seit vier Jahren in unserem PSD BANK DOME beheimaten dürfen, erfüllt uns mit viel Freude und bestätigt einmal mehr, wie hervorragend große Sportevents in die Stadt Düsseldorf passen.“
Meeting-Direktor Martin Seeber: „Dieses ISTAF INDOOR mit 6.350 Fans war unglaublich stimmungsvoll und hat alle Facetten der Leichtathletik gezeigt. Das Feedback der Sportlerinnen, Sportler und Zuschauer war großartig. Düsseldorf war wieder eine tolle Bühne für die Leichtathletik.“
Eine ganz starke Vorstellung gelang Laura Raquel Müller. Mit 6,52 Metern bewies die erst 19-Jährige, dass sie den Anschluss an die Weltspitze geschafft hat. Dort ist Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) längst angekommen. Aber am Ende musste die Weitsprung-Großmeisterin allerdings nach drei ungültigen Versuchen früher als geplant den Wettkampf verlassen. „Ich hatte mir natürlich mehr vorgenommen. Aber ich muss den Anlauf noch auf die Reihe bekommen. Manchmal passiert es auf die harte Tour. Es war tatsächlich mein erster Wettkampf in 22 Jahren ohne Weite. Jetzt freue ich mich auf das ISTAF INDOOR in Berlin am 23. Februar. Das Ergebnis heute ist noch ein weiterer Ansporn dafür“, sagte Malaika Mihambo, die im Anschluss hunderte Autogramme in der Fanzone schrieb.
Vor dem Wettkampf erlebte die zweimalige Weltmeisterin einen ganz besonderen Augenblick. Denn einen Tag nach ihrem 30. Geburtstag sangen 6.350 Zuschauer „Happy Birthday“ für Malaika Mihambo. „So viele Menschen haben mir natürlich noch nie zum Geburtstag gratuliert oder gar gesungen.“
Neben Mikaelle Assani trumpfte am Sonntagnachmittag ein weiterer Youngster auf. Sprinter Jakub Szymanski, ebenfalls erst 21 Jahre alt, stürmte im PSD BANK DOME in neue Leistungssphären und nach 2023 zum zweiten prestigeträchtigen Sieg beim ISTAF INDOOR. Den Erfolg über 60 Meter Hürden mit 7,47 Sekunden veredelte der Pole mit neuem Landesrekord und neuer Weltjahresbestzeit. „Es war einfach super, ich fühle mich zuhause beim ISTAF INDOOR. Der zweite Sieg beim zweiten Start – ein fantastisches Meeting. Ich komme gerne wieder“, jubelte der Hürdensprinter nach seinem zweiten Streich in Düsseldorf.
Pech hatte hingegen Asier Martinez. Der Spanier war eine (!) Tausendstelsekunde zu früh aus den Blöcken gestartet und wurde disqualifiziert. Zwar lief der WM-Dritte im Finale unter Protest, doch seine 7,49 Sekunden kamen nicht in die Wertung. Gleichzeitig verlor er seine Weltjahresbestzeit (7,49 sec) an Jakub Szymanski. Trotz der Disqualifikation war es für ihn „ein tolles Meeting“. Das Besondere: „Das Publikum unterstützt alle Athleten, nicht nur die deutschen.“ Als bester deutscher Läufer belegte Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 7,75 Sekunden Rang drei.
Über 60 Meter Hürden strahlte Franziska Schuster über eine neue Bestzeit. Mit 8,14 Sekunden stürmte sie wie ihr Vereinskamerad auf Rang drei. Dritte Bestzeit im dritten Rennen der Hallensaison! „Die Technik ist besser als im Vorjahr. Ich bin entspannt und genieße die Wettkämpfe. Das ISTAF INDOOR ist ein cooles Event. So bekommt man die Leichtathletik nicht oft zu spüren“, so die aktuell beste deutsche Hürdensprinterin. Die Leverkusenerin musste nur der Top-Favoritin Amber Hughes (USA; 8,06 sec) und Mette Graversgaard (Dänemark, 8,08 sec) den Vortritt lassen.
Ein packendes Duell lieferten sich Piotr Lisek (Polen) und Sam Kendricks (USA) im Stabhochsprung. Der Sieger wurde erst bei 5,82 Metern ermittelt. Mit dem besseren Ende für Piotr Lisek, der sich insgesamt einen Fehlversuch weniger leistete. Beide überflogen 5,75 Meter. „Es war heute so laut. Ich liebe es einfach, hier zu springen“, sagte Piotr Lisek nach seinem mittlerweile fünften Sieg bei ISTAF-Events.
Hinter Sam Kendricks belegte das deutsche Duo Oleg Zernikel (ASV Landau) und Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) die Plätze drei und vier. Beide steigerten mit 5,65 Metern die deutsche Jahresbestleistung um 15 Zentimeter. „Die Sprünge waren gut, mein verletzter Fuß hält. Ich bin super happy, dass mein Fanklub da war. Ich hatte Gänsehaut“, sagte der Leverkusener, der zum Karnevalshit „Stäänefleejer“ auf Höhenjagd ging.
Das Comeback in seiner Heimatstadt hatte sich Bo Kanda Lita Baehre anders vorgestellt. Beim ersten Start für den ART Düsseldorf blieb der Vize-Europameister ohne gültigen Versuch. Er scheiterte dreimal an seiner Einstiegshöhe von 5,40 Metern. „Ich bin erst gestern aus dem Trainingslager in Südafrika zurückgekehrt, einen Tag später als geplant. Das will ich aber nicht als Ausrede nehmen. Im Training hat alles gut geklappt. Aber Training und Wettkampf ist ein großer Unterschied“, so der Düsseldorfer. Nun freut er sich aufs nächste ISTAF INDOOR – das steht bereits am 23. Februar in Berlin an.
Über 60 Meter fehlten Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) nur vier Hundertstel zum Sieg. Der deutsche Hallenrekordler kam im Finale gut aus den Blöcken, musste sich am Ende aber dem Sieger Emmanuel Matadi (Liberia; 6,57 sec) knapp geschlagen geben. „Ich bin beim ISTAF INDOOR nie schneller gelaufen. Also bin ich zufrieden. Ich glaube, dass es noch viel schneller werden kann“, sagte Kevin Kranz nach 6,60 Sekunden im Vorlauf und 6,61 Sekunden im Finale.
Mit neuer deutscher Jahresbestzeit von 7,20 Sekunden sprintete Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) bei den Frauen auf Rang drei im 60-Meter-Finale. „Klar hätte ich gern meine Bestzeit von 7,19 Sekunden eingestellt. Generell bin ich aber sehr happy, bisher ist es die beste Saison meines Lebens“, so die Staffel-Europameisterin. Den Sieg mit neuer Bestzeit von 7,11 Sekunden schnappte sich Shashalee Forbes (Jamaika) vor N’Ketia Seedo (Niederlande), die mit 7,15 Sekunden auf der schnellen Bahn ebenfalls zur Bestzeit sprintete.
Das Hauptprogramm im PSD BANK DOME hatten die Para-Sprinter über 60 Meter eröffnet. Mit 7,04 Sekunden lief Doppel-Weltmeister Maxcel Amo Manu (Italien) in 7,04 Sekunden zum neuen ISTAF-Rekord. Knapp dahinter folgte Zac Shaw (Großbritannien; 7,13 sec). „Der Sieg ist sehr emotional für mich, denn es war eine absolut tolle Stimmung, die mich gepusht hat“, so der Italiener, der 2021 bereits den Para-Sprint beim ISTAF im Olympiastadion gewonnen hatte.
Paralympicssieger Johannes Floors (TSV Bayer 04 Leverkusen) wurde mit 7,45 Sekunden Dritter. „Ich bin eigentlich auf den 200 und 400 Metern zu Hause. Da sind die 60 Meter etwas kurz für mich. Es ist toll, dass wir bei einem solchen Event wie dem ISTAF INDOOR dabei sind“, so der Leverkusener, dessen Ziel natürlich die Paralympics im Sommer in Paris sind. Dort werden die drei Erstplatzierten von Düsseldorf in unterschiedlichen Startklassen antreten.